Die Römer in Weißenburg 

Das Römer­Mu­se­um erstreckt sich über zwei Eta­gen: im ersten Obergeschoss ver­schaf­fen Fund­stücke aus alten Bestän­den und jüng­sten Grabun­gen einen Überblick über die Geschichte des Weißen­burg­er Gebi­etes von der Steinzeit bis in die Römerzeit. Das zweite Obergeschoss ist dann ganz dem Schatz­fund von Weißen­burg vor­be­hal­ten, der in den Jahren zwis­chen 233 bis 259/260 anlässlich ein­er dro­hen­den Gefahr ver­graben wor­den war, und dessen Ankauf durch den Freis­taat Bay­ern 1980 der Anlass für die Grün­dung des Muse­ums war.

Dies­seits und jen­seits der Grenze

Obwohl am Limes zwei völ­lig unter­schiedliche Gesellschafts- und Wirtschaftssys­teme aufeinan­der trafen, lebten Römer und Ger­ma­nen hier über 150 Jahre hin­weg in guter Nachbarschaft.

Die römis­che Seite war kon­sum- und gewin­nori­en­tiert, der römis­che Han­del umspan­nte die gesamte damals bekan­nte Welt. Bewirtschaftet wurde das Land von ver­streut liegen­den Gut­shöfen aus. Diese bestanden jew­eils aus einem repräsen­ta­tiv­en Wohnge­bäude in Stein, ein­er Therme sowie ver­schiede­nen Sche­unen, Ställen und Remisen. Es gab Heizun­gen, Wand­malereien und ver­glaste Fen­ster. Zahlre­iche Schlüs­sel zeigen, wie wichtig den Römern der Schutz ihres Eigen­tums vor frem­dem Zugriff war.

Die Ger­ma­nen wiederum leben in kleinen Dör­fern aus lock­eren Ansamm­lun­gen von mehreren Höfen, deren Gebäude aus Holz, Stroh und Lehm waren. Men­schen und Tiere leben getren­nt voneinan­der unter einem Dach, Spe­icherbaut­en dien­ten zur Vor­rat­shal­tung und in den Boden einge­senk­te „Gruben­häuser” für handw­erk­liche Tätigkeit­en. Han­del fand bei den Ger­ma­nen nur klein­räu­mig statt.

Der Limes

Seit dem Eroberungskrieg des Jahres 15 v. Chr. unter Kaiser Augus­tus bildete der mit­tlere Alpen­raum mit seinem Vor­land die Prov­inz RAETIA. Ent­lang der Donau ent­stand eine mil­itärisch überwachte Außen­gren­ze gegen Germanien.

Eine lin­eare Grenz­markierung wurde, nach schrit­tweis­er Vorver­legung der Trup­pen, erst ab 160 n. Chr. angelegt und bestand zunächst nur aus ein­er Wacht­turmkette mit Begleitweg und Pal­isade. Später wur­den die hölz­er­nen Türme durch solche aus Stein erset­zt, und an die Stelle der Holz­pal­isade trat ab 207 eine drei Meter hohe Mauer. Zu allen Zeit­en existierten jedoch Durch­lässe für den Gren­zverkehr von und nach Germanien.

Die rund 10.000 Sol­dat­en in Rae­tien waren nur sel­ten in kriegerische Ereignisse ver­wick­elt. Den All­t­ag der Trup­pen bes­timmten daher vor allem mil­itärisch­er Drill, Wacht­di­enst und zahlre­iche andere Auf­gaben wie etwa der Bau von Straßen, Brück­en und Stadtmauern.

Weißen­burg

Das antike BIRICIANIS gehört zu den am besten erforscht­en Mil­itärorten am raetis­chen Limes und läßt beispiel­haft die Bestandteile eines „Rom im Kleinen” erken­nen. Im Zen­trum lagen die Ver­wal­tungs- und Kul­tein­rich­tun­gen, an den Aus­fall­straßen rei­ht­en sich die Wohn- und Geschäft­shäuser der Sol­daten­fam­i­lien, Händler, Gast­wirte, Handw­erk­er und Dien­stleis­ter, und es herrschte reges kle­in­städtis­ches Leben. Amphithe­ater, Heiligtümer, Vere­in­shäuser und der­gle­ichen wur­den in Weißen­burg jedoch bish­er noch nicht entdeckt.

Das Innere römis­ch­er Häuser war nur spär­lich beleuchtet. Nachts spende­ten vor allem Öllam­p­en einen schwachen Schein. Die römis­che Küche war gekennze­ich­net von raf­finiert­er Zubere­itung und viel­seit­ige Zutaten.

In einem VICUS deck­ten Schus­ter die Nach­frage nach Sol­daten­stiefeln, nach reich verzierten Bade­pantof­feln und lux­u­riösen, mit Steinen beset­zten Damensandalen.

Eine bedeu­tende Rolle kam in römis­ch­er Zeit auch dem Bauhandw­erk zu. Für die einzel­nen Gew­erke standen Spezial­is­ten wie Architek­ten, Zim­mer­leute, Mau­r­er, Stein­met­ze, Ver­putzer und Maler zur Ver­fü­gung, hinzu kamen die Pro­duzen­ten von Stein, Holz, Sand und Mörtel­ka­lk, Ziegel, Eisen und Glas.

Welt­sprache Latein

Bei den Trup­pen herrschte ein buntes Bevölkerungs­gemisch, denn die Sol­dat­en stammten aus allen Teilen der römis­chen Welt. Allen gemein­sam war die Dien­st­sprache Latein.

Je nach Ver­mö­genslage reiste man zu Fuß, zu Pferd oder im Reisewa­gen. Karten, Ort­slis­ten und Meilen­steine ermöglicht­en die Ori­en­tierung. Für die Strecke nach Rom benötigte ein Reisender im Wagen 14 Tage.

Nach dem Ende der Mil­itärzeit ließen sich viele Vet­er­a­nen mit ihren Fam­i­lien in der Limes­re­gion nieder, eine Urkunde auf bronzenen Täfelchen ver­lieh ihnen im Namen des Kaisers das Römis­che Bürg­er­recht und das Recht zu ein­er römis­chen Ehe.

Das Ende des Limes

Die Zer­störung des Limes im Jahr 254 n. Chr. durch die Ger­ma­nen und der Rück­zug Roms aus den Gebi­eten nördlich der Donau sind nur in größerem Kon­text zu verstehen.

Der Römer­schatz

Der Schatz von Weißen­burg, die größte und bedeu­tend­ste Ent­deck­ung dieser Art in Deutsch­land, wurde 1979 zufäl­lig bei Garte­nar­beit­en ent­deckt. Es han­delte sich um das Ver­steck eines Plün­der­ers, der seine Beute an ver­schiede­nen Stellen im antiken BIRICIANA zusam­menger­afft hat­te. Neben Haus­rat und Küchengerät umfasst der Fund Sakralob­jek­te, Verkauf­sware eines Devo­tion­alien­händlers, mil­itärische Objek­te und nut­zlosen Schrott.

Die Stat­uet­ten des Fun­des, ein­st­mals in pri­vat­en kleinen Hausheiligtümern (LARARIA) aufgestellt, sind zum größten Teil von über­durch­schnit­tlich­er Qual­ität und Größe, vier von ihnen tra­gen Inschriften. Die sil­ber­nen Votivbleche waren als pri­vate Wei­he­gaben in Tem­peln bes­timmt, in einem davon sind für den späteren Käufer noch zwei Zeilen für die Stifter­nen­nung und die Wei­he­formel frei gelassen. Drei Mess­ingschalen dien­ten als Wei­he­gaben in einem Heilig­tum der Pfer­degöt­tin Epona.

Ein großer Teil des Schatzes umfasst Met­all­ge­gen­stände des Haus­rats. Ihre Fülle und Qual­ität belegt das hohe Niveau römis­ch­er Hausausstat­tun­gen sog­ar an der äußer­sten Periph­erie des Imperi­ums. Das hochw­er­tige Tis­chgeschirr beste­ht aus drei Weinkrü­gen mit figür­lich gestal­teten Henkeln, zwei Eimern zum Mis­chen des Weines mit Wass­er und einem Sieb zum Abfil­tern der Gewürze aus dem Wein.

Lose Fig­uren von Stat­uet­ten­grup­pen, Zierbeschläge und Kan­nen­henkel aus Bronze unter­stre­ichen, dass viele Objek­te vom Plün­der­er allein auf­grund ihres Met­all­w­ertes gehort­et wor­den sind.

Bildstrecke (18 Fotos) 

Kontakt und Anfahrt 

RömerMuseum

Mar­tin-Luther-Platz 3, 91781 Weißenburg
09141–907-189, museum@weissenburg.de
15. März bis 15. Nov: tägl. 10–17 Uhr
16. Nov bis 30. Dez: tägl. 10–12.30, 14–17 Uhr
museen-weissenburg.de
Besuch­stag: 7. Mai 2022
Autor: Rain­er Göttlinger