Musikinstrumentemuseum Brüssel 

Das Muse­um, eines der weltweit bedeu­tend­sten sein­er Art, ist in zwei his­torischen Gebäu­den unterge­bracht, einem neok­las­sizis­tis­chen Bau von 1774 und einem markan­ten Jugend­stil­ge­bäude, das 1899 unter dem Namen Old Eng­land errichtet wurde. Die Samm­lung diente ursprünglich didak­tis­chen Zweck­en des Königlichen Kon­ser­va­to­ri­ums Brüs­sel. Ins­ge­samt umfasst sie etwa 8.000 Instru­mente, von denen 1.200 aus­gestellt sind.

Zu den bemerkenswertesten Stück­en gehören die berühmte Rot­ten­burgh-Alt­block­flöte, die von Adolphe Sax erfun­de­nen Instru­mente, ein einzi­gar­tiges Ensem­ble riesiger chi­ne­sis­ch­er Glock­en­spiele und das einzige bekan­nte Orig­i­nal-Exem­plar des Luthéal, das von Mau­rice Rav­el benutzt wurde.

Mech­a­nis­che Instru­mente wer­den im Untergeschoss präsen­tiert, tra­di­tionelle Instru­mente im Erdgeschoss, die Entwick­lung mod­ern­er Orch­es­terin­stru­mente im ersten Stock und Tas­ten- und Stre­ichin­stru­mente im zweit­en Stock. Über ein Kopfhör­ersys­tem kön­nen zu vie­len Instru­menten Klang­beispiele abge­hört werden.

Musikau­to­mat­en

Mech­a­nis­che Musikau­to­mat­en geben keine Schal­laufze­ich­nung wieder wie ein Plat­ten­spiel­er oder ein Bandgerät, son­dern tas­ten die Melodie von ein­er Lochwalze, Plat­te oder Papier­rolle ab und über­tra­gen sie mech­a­nisch auf das jew­eilige Instru­ment. Zu Beginn des 19. Jahrhun­derts baut­en Fir­men wie Welte oder Hupfeld ganze Orch­ester in schrankgroße Geräte ein. So waren sie jed­erzeit ver­füg­bar, ohne dass ein Musik­er engagiert wer­den musste.

Drehorgeln

Straßen und Plätze waren die ide­ale Umge­bung für Drehorgeln. Ursprünglich war die Drehorgel nichts anderes als eine große Vogelorgel, die am Hals des Musik­ers hing oder auf einen Fuß gestellt wurde. Die größeren Instru­mente befan­den sich auf Kar­ren und kon­nten zur Bele­bung und Unter­hal­tung von Bällen und Jahrmärk­ten einge­set­zt wer­den. Die Pianola und das mech­a­nis­che Klavier wiederum wur­den im häus­lichen Umfeld gespielt.

Har­fen und Leiern

In eini­gen Regio­nen Afrikas find­en wir noch heute die gle­ichen Mod­elle, wie sie seit der Antike bekan­nt sind: die Krar ist ein Überbleib­sel der antiken Leier, die Bega weist noch alle Ele­mente der griechis­chen Kithara auf, und beim Pluri­arc ist jede Saite mit einem eige­nen „Hals” verbunden.

Die Vio­line

Seit dem 13. Jahrhun­dert wur­den in unser­er Region Stre­ichin­stru­mente gespielt. Die mit­te­lal­ter­liche Fiedel mit ihren ara­bis­chen Wurzeln entwick­elte sich ab dem 16. Jahrhun­dert allmäh­lich zur Geige. Fiedler belebten Messen und Hochzeiten.

Mehrstim­migkeit

Von der Renais­sance an wur­den die Instru­mente in ganzen Fam­i­lien gebaut, von den tiefen bis zu den hohen Tönen: es ent­stand eine raf­finierte neue Mis­chung aus ver­schiede­nen Klang­far­ben. Gle­ichzeit­ig ermöglichte der Noten­druck, dessen älteste Belege aus dem 15. Jahrhun­dert stam­men, eine bre­ite, sich entwick­el­nde und schnelle Ver­bre­itung von Kompositionen.

Die Geigen­bauer ver­sucht­en, ihre im wesentlichen handge­fer­tigten Instru­mente zu mod­ernisieren und entwick­el­ten Lösun­gen, die das Klangvol­u­men erhöht­en, den Klang lenk­ten und die Klang­farbe reinigten. Ihre Exper­i­mente führten zu Instru­menten, die selt­same For­men aufwiesen. Allerd­ings waren akustis­ches Ergeb­nis, Ästhetik und Ergonomie nur sel­ten überzeugend.

Klaviatur

Die Klaviatur gilt als eine europäis­che Erfind­ung, ihre regelmäßige und über­sichtliche Anord­nung der Tas­ten erle­ichterte das Spie­len. Tas­tenin­stru­mente gibt es in ver­schiede­nen Größen und For­men, von der imposan­ten Kirchenorgel bis zur kleinen Melod­i­ca. Die Klaviatur reduzierte das uner­messliche und vielgestaltige Uni­ver­sum des Klangs jedoch auf die zwölf Halbtöne der west­lichen Tonleiter.

Das Fortepi­ano

Von dem Ital­iener Cristo­fori entwick­elt, ver­bre­it­ete sich das Fortepi­ano in ganz Europa und wurde um 1760 zu einem starken Konkur­renten seines Vorgängers, des Cem­ba­los. Sein Mech­a­nis­mus, der die Sait­en nicht zupft son­dern anschlägt, eröffnete ihm musikalis­che Möglichkeit­en, die das Cem­ba­lo nicht hat­te: es wurde möglich, leise oder laut zu spie­len, indem man die Tas­ten mit mehr oder weniger Kraft anschlug, was den Spiel­ern eine noch nie dagewe­sene Mod­u­la­tion­s­möglichkeit gab.

Lud­wig van Beethoven ver­suchte, einen deutschen Namen für das Pianoforte zu find­en, und nan­nte es einen „Schwach­stark­tas­tenkas­ten”: ein ziem­lich unaussprech­lich­er und unüber­set­zbar­er Amal­gam. Arthur Rubin­stein wiederum erin­nerte es an einen Leichenwagen.

Blasin­stru­mente

Im 18. Jahrhun­dert ent­stand eine neue Art von Gruppe: das Bläserensem­ble oder die Har­moniemusik. Ursprünglich zur adeli­gen Unter­hal­tung bei Din­ers und Jagdge­sellschaften gedacht, eroberte die Blaskapelle bald die gesamte mil­itärische und zivile Gesellschaft.

Das Akko­rdeon

Ende des 18. Jahrhun­derts inter­essierten sich west­liche Musik­er für die Zungenorgeln des neuen Fer­nen Ostens. Es ent­stand eine Fam­i­lie von Instru­menten mit freiem Rohrblatt, zu denen auch das Akko­rdeon gehört. Die Vorteile des Akko­rdeons sind zahlre­ich: es ist schnell ein­satzbere­it, leicht zu trans­portieren und bietet Melodie, Bass und Akkordbegleitung.

Konz­ert

Öffentliche Konz­erte gibt es seit dem 18. Jahrhun­dert. Dank größer­er Volu­mi­na und besser­er Sta­bil­ität brauchte der Pianist kein Orch­ester mehr, um ein akzept­a­bles Abend­pro­gramm auf die Beine zu stellen. Im 19. Jahrhun­dert entwick­elte sich ein Musik­erkult, darunter eine regel­rechte Lisz­tomanie, ganz ähn­lich der Beat­le­ma­nia der 1960er Jahre, mit Hor­den ohn·mächtiger Fans.

Diri­gent

Ab dem 19. Jahrhun­dert wurde die Musik immer kom­plex­er, und die Orch­ester ver­größerten sich erhe­blich. Der Diri­gent als Leit­er wurde unverzicht­bar, mit dem Ein­satz des Tak­t­stocks wur­den seine Gesten präzis­er und sicht­bar­er. Seine Rolle bestand darin, seine per­sön­liche Vision eines Werks zu ver­mit­teln, während er gle­ichzeit­ig sou­verän mit ein­er großen Anzahl Musik­er agierte. Charis­ma­tis­che Per­sön­lichkeit­en wie Toscani­ni, Furtwän­gler, Kara­jan und Solti verkör­perten eine außer·ge·wöhn·liche kreative Kraft.

Tonaufze­ich­nung

Schon immer hat der Men­sch davon geträumt, Töne aufzuze­ich­nen, um sie unsterblich zu machen. Im Jahr 1877 erfand Thomas Edi­son ein Gerät, das Töne auf ein­er Wach­swalze aufze­ich­nen und wiedergeben kon­nte: der Phono­graph. Zehn Jahre später erfand Emile Berlin­er das Gram­mophon und die flachen Schallplat­ten. Aufziehbare Spiel­d­osen waren nicht mehr nötig, jet­zt kon­nte das ganze Orch­ester ins Wohn·zimmer kommen.

Die muse­um­späd­a­gogis­che Abteilung des Muse­ums bietet das ganze Jahr über Work­shops, Führun­gen und alle Arten von Aktiv­itäten für alle Ziel­grup­pen (Kinder, Erwach­sene, Grup­pen) an.

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RothenburgMuseum 

Musikinstrumentemuseum

Hof­berg 2, 1000 Brüssel
+32(0)2–5450130, info@mim.be
Di-Fr 9.30–17 Uhr, Sa-So+Ft 10–17 Uhr
www.mim.be
Besuch­stag: 5. März 2022
Autor: Rain­er Göttlinger